Explosion im Libanon: Wie geht es unserem Partner Fair Trade Lebanon?
Am 4. August 2020, um 18.07 Uhr Ortszeit wure Beirut von einer massiven Explosion im Hafen erschüttert. Wir haben nun Nachricht von unserem Handelspartner Fair Trade Lebanon erhalten. Glücklicherweise sind bei FTL sowohl Mitarbeiter*innen als auch Gebäude verschont geblieben.
Philippe Adaime schildert seine Eindrücke
Mitgründer und Geschäftsführer von FTL, Philippe Adaime, berichtet aus seiner Perspektive von der aktuellen Situation. "Ich wäge hier meine Worte ab. Was passiert ist, ist einfach unbeschreiblich. Ich habe die 15 Jahre des Bürgerkriegs im Libanon und die verschiedenen Kriege, die darauf folgten, miterlebt, und ich habe noch nie ein Ereignis dieser Größenordnung erlebt! Meine Generation wird alles gesehen haben: Kriege, Epidemien, politische Attentate, Autobombenanschläge, Geiselnahmen, Währungsabwertungen und der Betrug des Jahrhunderts durch unsere Regierung. (...) Aber eine Bombe mit etwa 2.700 Tonnen Sprengstoff, die die Hauptstadt und die umliegenden Gebiete in Sekundenschnelle in die Luft jagt, ist unerhört."
Spendenaufruf: Wer Fair Trade Lebanon mit einer Spende unterstützen möchte, findet am Ende des Artikels alle Informationen dafür!
Zerstörung in Beirut
Wohnhäuser und Betriebe betroffen
Philippe berichtet, dass 300.000 Menschen, also ein Drittel der Bevölkerung der Hauptstadt, innerhalb von Sekunden obdachlos wurden. Mehr als 10.000 Geschäfte seien durch die Explosion in die Luft gesprengt und Einkaufszentren, traditionelle Viertel, alte Souks, traditionelle Häuser in Beirut dem Erdboden gleichgemacht worden. Er selbst sei zum Ort der Explosion gegangen, um zu versuchen, das Ausmaß der Katastrophe zu erfassen. "Fotos und Videos können die Katastrophe, die unser Land gerade heimgesucht hat, nicht einfangen", meint er.

Beschreibung apokalyptischer Szenen
"Ich sah benommene Geschäftsinhaber auf dem sitzen, was von den Bürgersteigen vor ihren Unternehmen übrig geblieben ist. Auch Frauen und Kinder sitzen mit abgemagerten Augen auf dem Boden. Männer betrachten ungläubig, wie ganze Teile ihrer Häuser auf der Straße lagen. Apokalyptische Szenen, die den größten Hollywood-Produktionen Konkurrenz macht. Und dann ist da noch der Hafen von Beirut! Bilder von Hiroshima kehren in mein Gedächtnis zurück. Pures Grauen! 150 Tote, Hunderte von Vermissten, 5.000 Verletzte, die in allen Krankenhäusern des Libanon von Nord bis Süd verteilt sind, und mehr als 3 Milliarden Dollar Schaden. Ich kann die Tränen nicht zurückhalten; sind es Tränen der Trauer? Sind es Tränen der Wut?"
Welche Unterstützung brauchen die Menschen?

Fair Trade Lebanon hat sich überlegt, welche Unterstützung es braucht und dazu gehören: Lebensmittel, Medikamente, Sozialhilfe und Wiederaufbauhilfe. Aber nicht die Regierung solle dafür Gelder erhalten, sondern die Bevölkerung. Dafür gibt es aus FTL Perspektive zwei Adressaten:
- Zivilgesellschaftliche Organisationen, die die Regierung zur Rechenschaft zieht
- NGOs und glaubwürdige Privatunternehmen, zur Finanzierung des Wiederaufbaus zerstörter Bertriebe und Häuser sowie die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Hilfe für Familie
Unterstützung durch Fair Trade Lebanon
Auch Fair Trade Lebanon hat ein Konzept entwickelt. Im Kollektiv mit anderen lokalen NGOs wollen sie Spenden empfangen und gemeinsam für die Grundbedürfnisse der Bevölkerung einsetzen. Philippe berichtet: "Dieses Kollektiv hat Erfahrung in den Bereichen Wiederaufbau, Ernährung, Bildung und Gesundheit."

NGOs und zivilgesellschaftliches Engagement
Alle Mitgliedsorganisationen werden eine gemeinsame Stellungnahmen unterzeichnen. Die Gelder werden vom Kollektiv transparent an die teilnehmenden NGOs verteilt. Es werde eine genaue Berichterstattung erfolgen. Diese werde von internationalen Rechnungsprüfern geprüft und auf der Website des Kollektivs veröffentlicht. Dafür bittet Fair Trade Lebanon um Unterstützung.

Für FTL wird es vor allem um die Unterstützung für folgende Gruppen und Bereiche gehen:
- Schutzbedürftige und von der Katastrophe betroffene Haushalte ohne Zugang zu Nahrungsmitteln
- Sicherung des Überlebens von der Wirtschaftskrise bedrohter Nahrungsmittelproduktionseinheiten
- Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommensmöglichkeiten für arbeitslose Jugendliche
Idee aus der Corona-Krise wird ausgeweitet
Das Konzept von Fair Trade Lebanon ist nicht neu: Sie entwickelten es in Reaktion auf die Auswirkungen der Corona-Krise. Schon hier war die Idee, Bedürftige mit Lebensmitteln zu unterstützen und dadurch auch die Arbeitsplätze bei den Produzent*innengruppen der Organisation zu erhalten. Nun erweist sich das Konzept auch in Folge der Explosion in Beirut als überaus sinnvoll.
Spendenaufruf
Wenn Ihr Fair Trade Lebanon und ihre Arbeit mit einer Spende unterstützen möchtet, dann könnt Ihr dies über den El Puente Entwicklungsfonds tun. Wir leiten die Spenden gesammelt an Fair Trade Lebanon weiter. An den El Puente Entwicklungsfonds können Weltläden und auch Privatpersonen spenden. Für eine Spendenbescheinigung ist dabei neben dem Namen auch die betreffende Adresse anzugeben.
Kontoinhaber: El Puente e. V.
IBAN: DE79 2595 0130 0000 0370 02
Stichwort: Entwicklungsfonds Libanon