Interview mit Hisham El Gazzar

Hisham El Gazzar gründete die Fair Trade-Organisation Yadawee. Während die hochwertigen Kunsthandwerksprodukte lange Zeit vor allem an Tourist*innen verkauft wurden, versiegte diese Einnahmequelle mit den Jahren immer mehr. Yadawee ist daher eine wichtige Organisation, um die Menschen vor Ort zu unterstützen. Unsere Interviewerin selbst begleitete Hisham im Jahr 2014 bei einem Teil seiner Reise durch Deutschland.
Bitte beschreibe einmal in wenigen Sätzen die Arbeit von Yadawee.
Yadawee ist Arabisch und bedeutet „Handgemacht“. Das soziale For-Profit-Unternehmen wurde 2002 von Tarek Sheta und mir gegründet und ist heute Mitglied der WFTO, der World Fair Trade Organisation. Die Idee war, den Handel mit anderen Ländern zu fördern. Yadawee arbeitet mit Kunsthandwerker*innen aus der Region und Geflüchteten. Die Produzent*innen stellen hochwertiges Kunsthandwerk unter fairen Bedingungen her.
Kannst Du uns mehr über die Kunsthandwerker*innen erzählen, mit denen Ihr arbeitet? Über ihr tägliches Leben, ihre Sorgen und Träume?!
Unsere Produzent*innen bestehen aus zwei Gruppen: Lokale Kunsthandwerker*innen und Geflüchtete aus Syrien, dem Sudan und Jemen. Die meisten von ihnen sind Frauen, außer ein paar vereinzelte Männer, wie der Gruppenleiter für die handgewebten Textilien. Alle Menschen – egal woher oder welches Geschlecht – teilen dasselbe Problem. Seit dem Beginn der weltweiten Pandemie im Jahr 2020, haben sie kein verlässliches Einkommen mehr.
Wie profitieren die Menschen vom Fairen Handel?
Die Vorteile sind vielfältig. Zum einen ist es natürlich die faire Bezahlung. Aber auch die Vorauszahlung und die zinsfreien Kleinkredite sind wichtig für die Produzent*innen. Ebenso wie die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung im Krankheitsfall. Ohne den Fairen Handel hätten sie all diese Sicherheiten nicht.
Du kennst Deutschland ziemlich gut, nicht zuletzt wegen Deiner Rundreise zur Fairen Woche im Jahr 2014. Was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ich war wirklich beeindruckt, wie warm mich die Menschen in Deutschland willkommen geheißen haben. Besonders die Mitarbeiter*innen der Weltläden, die Familien, bei denen ich untergekommen bin und ebenso die Menschen, die meine Vorträge besucht haben. Wirklich witzig war die Situation mit einer älteren Dame. Sie kam zu einer meiner Präsentationen und während wir über Ägypten sprachen, fand ich heraus, dass sie mit einem Schulfreund von mir verwandt ist. Also rief ich ihn an und sie sprachen miteinander. Das war eine schöne Überraschung, für beide. Eine andere schöne Begegnung war die mit einem Bekannten. Er war früher Dekan an der Deutschen Universität für angewandte Künste in Kairo. Nun kam er aus seiner Heimatstadt, etwa vier Autostunden entfernt angereist, um bei meinem Vortrag dabei zu sein. Das hat mich sehr gerührt. Die ganze Reise war eine Erfahrung, die ich niemals vergessen werde und ich hoffe, ich kann sie irgendwann einmal wiederholen.
Welche Wünsche hast Du für die Zukunft?
Ich träume davon, ägyptisches Kunsthandwerk in der ganzen Welt zu verkaufen. Ich träume davon, mehr Kunsthandwerker*innen unterstützen zu können, egal, ob sie aus Ägypten stammen oder Geflüchtete sind. Und ich träume davon, ihr Leben noch weiter verbessern zu können.
Vielen Dank Hisham El Gazzar!