Interview mit Teresa Hoffmann

Teresa Hoffmann ist seit 2018 bei Brot für die Welt. Als Referentin arbeitet sie auf nationaler und internationaler Ebene zu Fairem Handel, Rohstoffpolitik und Unternehmensverantwortung. Sie studierte in Berlin und Buenos Aires Geographie mit entwicklungspolitischem Fokus und war in Costa Rica bei der GIZ tätig.
Welche Produkte aus Fairem Handel hast Du bei Dir Zuhause stehen?
Immer Kaffee und Tee und oft auch Schokolade und Bananen oder auch Reis. Damit folge ich vermutlich dem deutschlandweiten Trend. Die ersten vier Produkte gehören zu den meistverkauften Fair Handels-Produkte.
An welchen Projekten arbeitest Du gerade?
Als Referentin für Fairen Handel und nachhaltiges Wirtschaften bei Brot für die Welt setze ich mich aktuell gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen für ein europäisches Lieferkettengesetz ein. Die geplante Richtlinie soll europäische Unternehmen dazu verpflichten entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette Menschenrechte und Umweltstandards zu achten. Des Weiteren setzen wir uns zum Beispiel gemeinsam mit dem Forum Fairer Handel und anderen Fairhandels-Akteuren für ein Verbot des Einkaufs unter Produktionskosten ein. Ein solches Verbot, wie es in Spanien bereits eingeführt wurde, soll gewährleisten dass Produzent:innen von zum Beispiel Kaffee, in Zukunft Preise bekommen, die ihre Produktionskosten decken. Wir setzen uns so durch unterschiedliche Hebel für ein faireres und nachhaltigeres Wirtschaften ein.
Hast Du das Gefühl, der Faire Handel hat in den letzten 50 Jahren deutlich an Bedeutungen gewonnen?
Der Faire Handel hat nicht nur aufgrund gestiegener Absatzmärkte und größerer Bekanntheit hierzulande an Bedeutung gewonnen. Gerade während der Corona-Pandemie haben die Mechanismen und Instrumente des Fairen Handels für die Produzent:innen von Bananen oder Kaffee funktioniert und waren von zentraler Bedeutung für viele Kleinbäuer:innen im globalen Süden. Während große Modeketten Schlagzeilen damit machten, Zahlungen für bereits fertig gestellte Ware zu verweigern oder Aufträge in Milliardenhöhe zu stornieren und dementsprechend Millionen von Näher:innen ihren Lohn nicht erhielten oder gar entlassen wurden, haben zahlreiche Fairhandels-Unternehmen einseitigen Stornierungen von Aufträgen ausgeschlossen und bei Lieferverzögerungen und –ausfällen, wie es viele Kakao- und Kaffeeproduzent:innen in Peru befürchteten, keine Vertragsstrafen eingefordert. Dies war ein wichtiges Signal an die Fairhandels-Produzent:innen und hat für viele Kleinbäuer:innen einen existenziellen Unterschied gemacht.
Hältst Du es für realistisch, dass der Faire Handel sich einmal selbst abschafft und zur neuen Normalität wird? Oder ist das eher eine Utopie?
Ich denke, dass der Faire Handel ein wichtiger Vorreiter ist und bleibt. Fairhandels-Unternehmen zeigen jetzt schon, wie ein faireres und nachhaltigeres Wirtschaften aussehen kann und dass es funktioniert. Ich denke, dass immer Luft nach oben bleiben wird und wir den Fairen Handel gerade aufgrund des fortschreitenden Klimawandels und seinen ökologischen und sozialen Auswirkungen weiterhin als Vorreiter benötigen werden.
Hier ist Platz für Geburtstagswünsche an El Puente.
Ich wünsche El Puente auch für die nächsten 50 Jahre Erfolg und gutes Gelingen bei dem Einsatz für ein faires Wirtschaften!
Vielen Dank Teresa Hoffmann!