Interview mit Wolfgang van Heesch

Wolfgang van Heesch ist im Vorstand des Weltladen Peine aktiv. Der 58-Jährige lebt den Fairen Handel. Das kann man nicht zuletzt daran erkennen, dass er mehr oder weniger einen Showroom für fair gehandelte Produkte zu Hause hat.
Du engagierst Dich aktiv im Weltladen. Das heißt ja auch, Du sitzt direkt an der Quelle. Welche fair gehandelten Produkte stehen bei Dir zu Hause? Und was darf nie fehlen?
Bei uns zu Hause gibt es alles, was es auch im Weltladen zu kaufen gibt. Die Lebensmittel sowieso. Ferner waschen wir uns nur mit fairer Seife, benutzen faire Kosmetik und Zahnbürsten und Zahncreme, Wattestäbchen, haben faire Handtücher (auch in der Küche), Deko (Wurzelgläser und Wurzelvasen), Dekofiguren aus Metall im Garten, faire Taschen und Gürtel. Wir haben nur fairen Wein und Sekt und auch der Schnaps ist fair und wird aus fairen Gläsern getrunken. Also eigentlich können wir auch einen Showroom bei uns zu Hause einrichten. Jeder Mitarbeiter der in meiner Firma (also nicht im WL, sondern in meinem anderen Leben) bei mir anfängt, bekommt zum Einstand eine faire Arbeitstasche, zu Weihnachten, Ostern und zu jedem festlichen Anlass gibt es Präsentkörbe aus dem Laden und bei meinem Sommerfest nur faire Getränke, soweit möglich. Inzwischen freuen sich schon immer alle auf die Sachen.
Es gibt viele Bereiche, in denen man sich engagieren kann, zum Beispiel im Tierheim oder bei der Feuerwehr. Warum gerade der Faire Handel?
Vor meiner Weltladenzeit war ich in der Kirche ehrenamtlich unterwegs. Als ich dort nach zwei Legislaturperioden aufgehört habe, stand eine Frau vom Weltladen bei uns aus dem Dorf vor meiner Tür und meinte, ich hätte ja jetzt genug Zeit und ich könnte am nächsten Freitag ja mal mit ihr Probearbeiten im Laden. Das hat mir so gut gefallen, dass ich in der nächsten Woche gleich weitergemacht habe. Im Weltladen war der Einstieg recht unkompliziert und es hat mir vom ersten Tag an Spaß gemacht.
Kannst Du Dich an Deinen ersten Besuch in einem Weltladen erinnern? Wann und wo war das?
Mein erster Besuch im Weltladen war vor etwa 15 Jahren. Ich suchte ein originelles Geschenk für meine Frau und habe im Weltladen ein großes Glas mit bunten Punkten (von El Puente) gekauft. Das Glas haben wir noch heute.
Euer Weltladen lief sogar in den schwierigen Zeiten der Pandemie erfolgreich. Was ist Euer Geheimrezept?
Ich glaube unser „Erfolgsrezept“ ist ein umfassender Service für den Kunden. Ich habe im ersten Lockdown (da hatten wir geschlossen) einen Lieferservice eingerichtet, den wir intensiv beworben haben. Wir haben so schnell wie erlaubt wieder geöffnet und den Lieferservice beibehalten. Ferner haben wir kontinuierlich den Laden runderneuert mit neuem Kassensystem, Tresen, Außenfassade in Weltladen-Farben, neuem Fußboden, neuen Regalen (viel Glas und Holz), neuer Beleuchtung usw. Wir haben viel Unterstützung von den Fairhandelsberatern bekommen. Außerdem bin ich beruflich in ganz Deutschland unterwegs und schaue immer als Erstes, wenn ich in einer neuen Stadt bin, wo der Weltladen ist. Hier hole ich mir in jedem Laden neue Infos, die wir versuchen bei uns umzusetzen. Dadurch sind wir immer mit unserem Laden im Gespräch und die Kunden schauen immer mal wieder rein, was sich bei uns geändert hat.
Habt Ihr bestimmte Visionen und Ziele? Was wünschst Du Dir, wie soll der Peiner Weltladen im Jahre 2072 aussehen?
Unser Ziel ist noch mehr Umsatz für und mit dem Fairem Handel zu erzielen und damit die Produzenten vor Ort zu unterstützen. Ein Ziel in 2072 ist mir zu weit weg.
Durch Deine Arbeit im Weltladen kennst Du El Puente sehr gut. Wie würdest Du uns in drei Worten beschreiben?
Fair, freundlich, fürsorglich. Alles Gute weiterhin. Ich freue mich auf die nächsten 50 Jahre mit EP an unserer Seite.
Vielen Dank Wolfgang van Heesch!