Interview mit Claudia Tober

Claudia Tober ist Geschäftsführerin der Klima-Kollekte, dem kirchlichen CO2-Kompensationsfonds, der für El Puente den Fußabdruck des Standorts in Nordstemmen und der Lieferkette des Kaffees bestimmt hat. Die ermittelten CO2-Emissionen gleicht El Puente über Klimaschutzprojekte der Klima-Kollekte aus.
Klimaschutz, Fairer Handel und christlicher Glaube. Wo sind die Schnittmengen? Warum passen diese drei Bewegungen Ihrer Meinung nach so gut zusammen?
Die Folgen des Klimawandels abzuwenden, ist die große Aufgabe dieses Jahrhunderts. Besonders Menschen im Globalen Süden sind von den Auswirkungen des Klimawandels stark betroffen, obwohl sie wenig zum Klimawandel beitragen. Wir sind also alle gefordert, CO₂-Emissionen zu vermeiden und zu reduzieren und so klimagerecht zu handeln. Klimagerechtigkeit bedeutet, dass nach dem Verursacher:innenprinzip Länder, die die Hauptverantwortung an der Erderwärmung tragen, in der Pflicht stehen global für die Folgen und Schäden des Klimawandels aufzukommen. Oft verfügen die betroffenen Länder nicht über die finanziellen Mittel für nötige Schutz- und Anpassungsmaßnahmen. El Puente und die Klima-Kollekte vereint ihr solidarisches Engagement, denn klimafreundliche Fairtrade-Produkte verbessern die Arbeits- und Lebensbedingungen von Kleinbäuer:innen im Globalen Süden und fördern den Klimaschutz. Das ist ein wichtiger Beitrag zu Klimagerechtigkeit, die die Schnittmenge zwischen Klimaschutz, Fairem Handel und christlichem Glauben darstellt.
Über die Klima-Kollekte können nicht nur Unternehmen, sondern auch Privatleute ihre Emissionen kompensieren. Bereits seit 2011 setzen Sie sich so aktiv für den Klimaschutz ein. Was konnte die Klima-Kollekte seitdem bewegen?
Seit Gründung der Klima-Kollekte im Jahr 2011 bis einschließlich des vergangenen Geschäftsjahres konnten 306.147 t CO₂ kompensiert werden. Mit dem dafür eingenommenen Klimaschutzbeitrag wurden Klimaschutzprojekte in Ländern des globalen Südens gefördert und finanziert. Dies trug neben dem Klimaschutz auch zur Armutsreduzierung bei.
Die Klima-Kollekte sensibilisiert von Anbeginn ihrer Geschäftstätigkeit für die Vermeidung, Reduktion und Kompensation von Treibhausgasen. Und so erweiterten wir sukzessive unseren Umfang der Klimabilanzierung für weitere Bereiche, neben Strom- und Wärmeenergie, Flugreisen und Druckerzeugnisse, können wir nun z. B. Geschäftsbetrieb und hybride Veranstaltungen wie auch die Emissionen entlang der Zulieferkette messen. Dies alles trägt dazu bei, eine breitere Sensibilisierung bei den Akteuren zu erreichen. Zusätzlich haben wir intensiv unsere Bildungsaktivitäten ausgeweitet, damit neue interessierte Menschen und Organisationen über die Bedeutung der Maßnahmen für den Klimawandel und ihre Handlungsmöglichkeiten erfahren können.
Kritiker*innen bezeichnen den Ausgleich von CO₂-Emissionen oft als „Ablasshandel“. Was setzen Sie dem entgegen?
Das hören wir leider ab und an. In unserem Verständnis diente der Ablasshandel zur Bereicherung Einzelner oder bestimmter Gruppierungen. Die Klima-Kollekte als gemeinnützige GmbH dient unserem gemeinnützigen Zweck: der Förderung des Umweltschutzes, der Bildung, der Völkerverständigung sowie der Förderung der Entwicklungszusammenarbeit. Die Klima-Kollekte kann einen Beitrag leisten, dass Treibhausgase vermieden und reduziert werden und für die – noch – notwendigen Emissionen ein Beitrag geleistet wird, der hilft klimafreundlich zu agieren. Und so fließen 21 Euro von 25 Euro/pro Tonne CO₂ direkt in die Projekte. Damit können wir einen Beitrag zu Klimagerechtigkeit und christlicher Verantwortung leisten.
Ein kleiner Blick in die Zukunft: Welche mittelfristigen Ziele haben Sie für die Klima-Kollekte?
Klimaschutz ist ein immer dringlicheres Anliegen geworden, das Zeitfenster für den Einhalt der globalen Erwärmung schließt sich schneller als gewünscht. Das heißt für uns als wichtigster Wunsch, Wachstum für unsere Projektfinanzierungen, erhöhte Teilnahme an unseren Bildungs- und Beratungsprojekten um mehr Menschen, Unternehmen und Organisationen zu sensibilisieren und zu verstärktem klimafreundlichen Handeln zu motivieren. Wir möchten unsere Angebote so ausweiten, dass jede und jeder leicht zugängliche Angebote für das eigene Handeln erhält.
Wichtig für uns ist es, mit unserem besonderen Angebot an Klimaschutzprojekten auch unsere Beratungskompetenz für die Erstellung von Klimabilanzen, CO₂-Fußabdrücken weiter auszubauen und hier in neue Kreise vorzudringen. Dazu zählt für uns auch der nicht-kirchliche Sektor. Die Klima-Kollekte als ethisch-nachhaltiges Unternehmen ist hier offen, mit gleichgesinnten Unternehmen und Organisationen zusammenzuwirken.
Der im Jahr 2021 eingeführte Bildungseuro wird uns unterstützen, unsere Bildungsarbeit zur Bewusstseinssteigerung und Wissensvermittlung in der Breite der gesellschaftlichen Gruppen weiter auszubauen. Unsere jüngste Auszeichnung „Nationaler-Preis - Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ der Deutschen UNESCO-Kommission und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist unser Ansporn.
Gemeinsam mit unseren Gesellschafterhäusern arbeiten wir schon heute an neuen Klimaschutzprojekten, um unser Projektportfolio zu erweitern und weitere Nachfragen bedienen zu können, aber auch vor Ort Klimaschutzmaßnahmen zu finanzieren. Und wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Wegbegleitern und hoffen diesen Kreis deutlich erweitern zu können, um so weiterhin einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung und dem Klimaschutz leisten zu können.
Hier ist Platz für ein paar Geburtstagswünsche an El Puente.
El Puente gehört zu den Pionieren der Fairhandels-Bewegung. Dazu gratulieren wir ganz herzlich und wünschen für die nächsten 50 Jahre alles Gute. Wir freuen uns sehr über unsere Kooperation mit El Puente und wünschen uns, gemeinsam einen Beitrag zur Begegnung des Klimawandels zu leisten und lokal und global für ein lebenswertes Klima der Zukunft zu sorgen.
Vielen Dank Claudia Tober!