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Interview mit Martin Müller

Martin Mueller

Martin Müller verbindet als Geschäftsführer der Weltläden Basis Gelsenkirchen schon lange ein enges Band mit El Puente. Seit diesem Jahr ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates bei El Puente. Im Interview gibt er auch ein Geheimnis preis. Und so viel sei schon einmal Verraten, es hat mit Martins Kaffeekonsum zu tun.

Martin, wie bist Du zum Fairen Handel gekommen?

Das war Anfang der 80er Jahre. Noch während meines Studiums habe ich in einer evangelischen Kirchengemeinde einen Weltladen im Ruhrgebiet aufgebaut. Nord-Rhein-Westfalen ist das Stammland der GEPA, aber aus irgendwelchen Gründen gab es Kontakt zu El Puente. Als Verantwortlicher für den Einkauf kam so meine Verbindung zu El Puente zustande.

Du könntest Dich im Tierheim oder bei der Feuerwehr engagieren. Warum gerade der Faire Handel?

Ich bin von Haus aus kein Kaufmann, sondern Theologe. Für mich ist der Faire Handel ein zutiefst christliches Engagement: Der Einsatz für den Nächsten. Ich habe mich relativ früh, im Studium und auch in meiner kirchlichen Situation mit der Armut in der Welt beschäftigt. Das ist meine Motivation. Der Faire Handel ist eine sehr praktische Form der Nächstenliebe.

Als Geschäftsführer der Weltläden-Basis sitzt Du direkt an der Quelle. Welche fairen Produkte dürfen bei Dir Zuhause nicht fehlen?

Für meine Frau darf der Nicaragua-Kaffee nicht fehlen. Ich selber bin im Grunde Süßigkeiten süchtig. Die neuen schokolierten Früchte aus Kolumbien haben es mir dabei besonders angetan.

Beschreibe uns bitte einmal einen typischen Arbeitstag.

Mein Arbeitstag fängt um 8.00 Uhr an und endet um 18.00 Uhr. In dieser Zeit findet viel Büroarbeit statt. Ich habe noch eine Mitarbeiterin, darum besteht mein Alltag aus Tagesgeschäft mit Kund*innenkontakt, Aufträge schreiben, Bestellungen tätigen und Fragen der Logistik klären. Ein Stückweit mache ich auch Außendienst und besuche die Läden. Auf der anderen Seite beschäftige ich mich bei El Puente mit strukturellen Fragen.

Gibt es Aufgaben, die dir besonders liegen?

Ich halte mich schon für einen guten Verkäufer, daran habe ich richtig Spaß. Dazu gebe ich direkt einmal ein Geheimnis preis: Ich bin mit der Weltläden-Basis einer der wichtigsten Kaffee-Kunden bei El Puente, habe aber in meinem Leben noch nie einen Kaffee getrunken. Natürlich kann ich den Kund*innen aber die Unterschiede und  Besonderheiten erklären. Das macht nochmal deutlich, es geht ums Verkaufen, ich selbst muss das Produkt nicht mögen.

Eine Erfolgsgeschichte, die Du mit begleitet hast, ist die Kampagne „Der Pott kocht fair“. Sind es regionale Initiativen wie diese, die es braucht, um den Fairen Handel weiterhin in Deutschland bekannt zu machen?

Diese Regionalität ist schon etwas Besonderes. Wir haben mit dem Pottkaffee vor über 20 Jahren vielleicht mit fünf oder sechs Städten angefangen. Mittlerweile sind 32 Städte  dabei. Die Umsätze spielen dabei nicht die wichtigste Rolle, viel relevanter ist das Netzwerk, dass sich durch diese Initiative entwickelt hat. Ich möchte behaupten, die „Faire Metropole Ruhr“ würde es heute in der Form nicht geben, wenn wir nicht vor 20 Jahren mit dem „Pottkaffee“ angefangen hätten. Wir haben über die Stadtgrenzen hinaus gemerkt, es gibt Menschen mit ähnlichen Interessen und dadurch ist unwahrscheinlich viel entstanden.

Du bist seit 2022 auch Aufsichtsratsvorsitzender bei El Puente. Was sind Deine Visionen für die Zukunft?

Wir müssen uns überlegen, wie der Handel der Zukunft aussehen wird. Bis jetzt ist die Lage der Weltläden relativ stabil. Aber der lokale Einzelhandel vor Ort steht vor immer neuen Herausforderungen. Nicht nur der Weltladen. Das heißt wir müssen schauen,wie gehen wir damit um. Wo können wir Ziele schaffen, um unsere Umsätze nicht nur zu halten, sondern auch zu steigern? Und das nicht aus eigenem Interesse, sondern für unsere Partner im Süden. Und auch wenn wir neue Dinge entwickeln, bleiben die Weltläden unsere Basis.

Vielen Dank Martin Müller!