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Interview mit Thomas Antkowiak

Wilfried Wunden mellenthin misereor antkowiak RGB

Thomas Antkowiak ist Vorstandsmitglied von MISEREOR und dort für die internen Dienste zuständig. Zusätzlich vertritt er den Verein in den  „Tochter“-Gesellschaften von MISEREOR. Er ist u. a. Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der „GEPA – The Fair Trade Company“.

Wenn Sie jemandem begegnen, der noch keine Berührungspunkte zu MISEREOR hatte, wie beschreiben Sie Ihren Beruf?

Ich würde sagen, dass ich es auch nach 16 Jahren als Ehre und Herausforderung empfinde, im Vorstand von MISEREOR für Personal, Finanzen und Organisation, also unsere  „internen Dienste“ verantwortlich zu sein. Gemeinsam mit über 350 Mitarbeitenden unterstützen wir 4000 laufende Projekte in über 80 Ländern und helfen mit, Armut, Hunger  und Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Zigtausende Spenderinnen und Spender machen das möglich.

Was motiviert Sie am meisten, täglich Ihrer Arbeit bei MISEREOR nachzugehen?

Ich bin an langfristigen Lösungen für wichtige Herausforderungen interessiert. MISEREOR hat sich dem sozial-ökologischen Wandel unseres Planeten verschrieben. Das ist nicht nur eine Aufgabe der Menschen in unseren Projekten, sondern wir müssen auch unser eigenes Haus verwandeln. Das ist meine Aufgabe im Vorstand. Und ich arbeite gerne und  mit Leidenschaft in der Kirche und für die Kirche, mag es auch nicht immer einfach sein.

Zum Fairen Handel: Haben Sie das Gefühl, der Faire Handel hat in den letzten 50 Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen?

Natürlich. Als Diözesanvorsitzender des BDKJ im Bistum Hildesheim war ich ein Nachfolger von Richard Bruns, der El Puente mitgründete. In der Zeit konnte ich El Puente  kennenlernen. Ich bin natürlich froh darüber, dass die Jugendverbände mit ihrem Engagement noch immer im Fairen Handel dabei sind. Viel klarer als damals steht aber heute  der Faire Handel auch im Blickpunkt der breiten Öffentlichkeit. Er hat unter anderem seinen Weg in den Einzelhandel gefunden. Der Faire Handel ist also auch in Bereichen  angekommen, die ihn vor 15 Jahren noch nicht ernst nahmen. Aber auch die Weltläden konnten sich gut weiterentwickeln und ihren Platz behaupten. Über Fairtrade-Schools und Fairtrade-Towns wird Breitenwirkung erzielt. Es fehlt aber noch die tiefgreifende Verwandlung der Handelspraxis in der globalen Wirtschaft. Da passiert jenseits des Marketings immer noch zu wenig. Und wir haben zu wenige Unternehmen, deren Mission es ist, soziale und ökologische Probleme zu lösen, statt sie zu schaffen.

Halten Sie es für realistisch, dass der Faire Handel sich einmal selbst abschafft und zur neuen Normalität wird? Oder ist das eher eine Utopie?

Es wird MISEREOR hoffentlich auch nicht mehr oder nicht mehr in dieser Form geben, wenn Armut und Hunger aus der Welt vertrieben sein sollten. Daran arbeiten unsere Partner hart und es kann gelingen. Ich bin da optimistisch! Viele Fair Trade-Organisationen brauchen heute keine Förderung mehr von MISEREOR. Wir treffen sie bei WFTO und Fairtrade-Konferenzen mit all ihren Kompetenzen und großem und berechtigtem Selbstbewusstsein wieder. Ein gutes Gefühl, das Hoffnung stiftet.

Hier ist Platz für Geburtstagswünsche an El Puente.

Spätestens seit den Hungermärschen in den 1970er Jahren sind die Kirchen in Deutschland und die alternative, faire Handelsbewegung eng verflochten. El Puente ist aus dieser ökumenischen Bewegung nicht wegzudenken. Ich wünsche immer wieder neue Kreativität und viel Hartnäckigkeit für alle kommenden Herausforderungen!

Vielen Dank Thomas Antkowiak!